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VW-Käfer - Mythos auf vier Rädern

VW Käfer
Mythos auf vier Rädern

Die Geschichte des Volkswagen Käfer ist die Story eines Welterfolgs: Als im Juli 2003 im mexikanischen Puebla das letzte Exemplar vom Band lief, hatten insgesamt 21.529.464 Käfer ihren Siegeszug um die Welt angetreten.

Dabei war dieser Erfolg keineswegs vorhersehbar. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Käfer als „deutscher Volkswagen“ für breite Bevölkerungsschichten geplant und maßgeblich von Ferdinand Porsche entwickelt. Aber erst nach Kriegsende konnte der Wagen serienmäßig produziert werden, der eigentliche Durchbruch für den Käfer kam nach 1945 dank des visionären englischen Major Hirst. Er erkannte das Potenzial des Konzepts und sorgte gegen alle Widerstände dafür, dass sich Volkswagen mit dem später so genannten Typ 1 zu einer wirtschaftlichen Keimzelle der jungen Bundesrepublik Deutschland entwickeln konnte.

Dabei prägte der Käfer mit seinem unverwechselbaren Sound und seiner typischen Silhouette nicht nur das einheimische Straßenbild, sondern er wurde als gefeierter Exportschlager ein Botschafter Deutschlands, der weltweit die Herzen seiner Besitzer eroberte. Bis 1978 wurde der Käfer in Deutschland gefertigt, danach nur noch in Mexiko und Brasilien.

Das vorliegende neue Werk über den Wolfsburger Erfolgstypen ist eine Chronik, die weit über die üblichen Modellmonografien hinausgeht. An den vielen Produktions-Jubiläen orientierend, erzählt das Buch fundiert und unterhaltsam die Geschichte des Käfers vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Landschaft jener vergangenen Zeiten, zeigt die technischen Entwicklungsphasen auf und gibt Einblick in die Verkaufsphilosophie der zeitgenössischen Werbung.

Herausnehmbare Reprints und Sammlerstücke sowie eine Nachfertigung des originalen Schlüssels eines Ur-Käfers lassen die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ werden. Eine wunderbare Hommage an ein ganz besonderes Stück deutscher Automobilgeschichte, die nicht nur jeden Käfer-Fan begeistert, sondern auch alle Menschen der „Generation Käfer“.

Buchinformationen:

  • Thomas Lang
  • VW Käfer - Mythos auf vier Rädern
  • 160 Seiten, 98 Farb-, 114 s/w-Fotos, herausnehmbare Reprints
  • 295 x 260mm, gebunden
  • Heel-Verlag
  • € 39.95
  • ISBN 978-3-86852-026-2

Kommentar:

Der Volkswagen Käfer hat seine Anziehungskraft nicht verloren. Im Gegenteil, er fasziniert jung und alt noch immer. Das belegen die seit Jahren anziehenden Preise bei den Fahrzeugen genauso wie der Erscheinungsrhythmus neuer Bücher rund um das Wolfsburger Produkt. Zu Recht! Auch wenn mancher denken mag, die Geschichte sei doch längst in all seinen Facetten erzählt, so kann dem entgegnet werden, daß trotzdem jedes Buch sei eigene Art gefunden hat, die Geschichte noch ein wenig abwechslungsreicher oder noch ein wenig unterhaltsamer zu erzählen.

So geschehen im vorliegenden Fall. Thomas Lang hat die Geschichte des Millionensellers neu erzählt, wie er selbst im Vorwort preisgibt. Sein Anspruch sei es, so das Vorwort weiter, den Käfer als Zeitzeugen in seine Geschichte zu plazieren. Diesem Anspruch ist der Autor vollauf gerecht geworden. Kenner der Materie wissen um die Genesis des Krabblers. Sie können vermutlich auch jede Schraube bei dessen Vornamen nennen und alle relevanten Daten des Volkswagen Typ 1 vom Anbeginn bis zum bitteren Ende auswendig von vorne wie von hinten auswendig aufzählen. Doch darum geht es im Grunde genommen hier nicht. Hier geht es um Weltgeschichte. Hier geht es um die Motorisierung einer durch den Krieg gebeutelten Nation und um dessen Begleitumstände. Hier geht es um die Rolle eines einzigen Fahrzeugs in Zeiten, in denen Geld anfangs nichts wert war, in denen es schlicht ums nackte Überleben ging.

Thomas Lang nimmt uns mit auf einen kurzweiligen und informativen Unterricht in deutscher und manchmal auch globaler Geschichte. Er beginnt seine Erzählung beim Beginn der Motorisierung, wobei ihm hier einer von zwei Fehlern im Buch unterlaufen ist: Der Benz Patent-Motorwagen hatte einen von Carl Benz selbst entwickelten Motor und wurde nicht von Daimlers Maschine angetrieben. Doch dies hält die Reise durch das 20.Jahrhundert nicht auf. Er streift das legendäre T-Modell Henry Fords, das in seiner Konzeption und Herstellung durchaus mit dem späteren Volkswagen vergleichbar ist und vergißt nicht, auch Béla Barenyi zu erwähnen, dessen Arbeiten in den zwanziger Jahren der vorigen Jahrhunderts ebenfalls in den Volkswagen eingeflossen sind. Die Anerkennung dieser Leistung mußte der spätere Daimler-Benz-Ingenieur in den Nachkriegsjahren langwierig vor Gericht erstreiten wie übrigens die zahlreichen braven Sparer auch, die im Dritten Reich fleißig Woche für Woche eine 5-Mark-Marke in ihre KdF-Wagen-Sparkarte klebten, um am Ende doch leer auszugehen. Auch dieses Kapitel der Entschädigung findet Einzug in die Zeilen Langs.

Lang beschreibt anschaulich die Irren und Wirren nach dem zerstörerischen Zweiten Weltkrieg. Wie mühsam der Wiederaufbau, insbesondere des beinahe völlig zerstörten Volkswagenwerks, war und portraitiert dabei sehr schön, ohne jeglichen Pathos, einen Mann und seine Persönlichkeit, ohne dessen Einsatz das Werk vermutlich demontiert und als Reparationsleistung ins Ausland gegangen wäre: den englischen Major Ivan Hirst.

Mit dem Anlaufen der Produktion in Wolfsburg und den ersten zaghaften Exportversuchen, die sich am Ende als sicheres Standbein für den späteren Konzern der Volkswagen AG herausstellen sollten, rückt der Blick des Autors die Weltgeschichte in den Mittelpunkt. Welches sind die Begleitumstände, in welche der Käfer plaziert wird? Wie wirken sich Suez- und Kuba-Krise, der Korea-, der 6-Tage- oder der Kalte Krieg auf die Herstellung und den Export des Käfers aus? Was bewirken Ölembargos oder die Bildung der Montanunion in Europa?

Doch nicht nur politisch ist das Buch eine spannende Informationsquelle. Thomas Lang beleuchtet das automobile Umfeld des Bestsellers aus Wolfsburg mit denselben Augen, wie er den Fokus auf den Haupt-Protagonisten des Buches setzt. Die Geschichte erweckt den Anschein, daß der Käfer ob seiner erzielten Stückzahlen nichts und niemanden zu fürchten hatte. Im Buch erfährt der Leser, wer sich noch im Markt der unteren Mittelklasse getummelt hat und wie sehr sie dem Käfer doch hätten gefährlich werden können oder auch wurden, indem sie dem Wolfsburger knallhart seine Schwächen vorführten.

Den Blick über den Tellerrand hat Lang auch in Bezug auf die Käfer-Derivate nicht verloren. So bekommen auch der Karmann-Ghia, der VW-Transporter, oder die Typen 3 und 4 den ihnen gebührenden Raum ebenso wie die auf Sonderkarosserien basierenden Buggy-, Drews-, Dannenhauer-&-Stauß- oder Rometsch-Produkte.

Vor und nach dem unvermeidbaren Ende des Fahrzeugs, das beinahe als Synonym für den Begriff "Wirtschaftswunder" steht, richtet Thomas Lang den Blick auf Parallel- und Nachfolgeentwicklungen, genauer gesagt auf Golf, New Beetle & Co.

Am Ende des Buches folgen die Technischen, sowie die Produktionsdaten, die Verkaufszahlen und die Preisentwicklung. Hier ist Thomas Lang der zweite Fehler im Buch unterlaufen, indem er dem Käfer von 1945-1953 eine Motorleistung von 985 ccm bei 22,5 PS bescheinigt. Dieser wies jedoch in diesem Bauzeitraum einen Hubraum von 1131 ccm bei 25 PS auf.

Soweit zum Inhalt des Buches, denn das Beste kommt zum Schluß, nämlich die Aufmachung des Werkes. Das insgesamt sehr hochwertig gestaltete und mit einer Aussparung in Käferform im Buchdeckel gehaltene Buch weist eine ganze Menge Zugaben auf, die alleine den Erwerb dieser Chronik lohnen. So ist am Ende des Lesezeichens eine in Messing gehaltene Replik des originalen KdF-Wagenschlüssels angebunden und im Inneren des hinteren Buchdeckels sind Reprints folgender Dokumente eingeheftet: Eine Shell-Schmieranweisung und ein Farbprospekt für den Ovalkäfer, die Arbeitspreise für Instandsetzungen für den Volkswagen 1200 von Januar 1963, ein historischer Zettel für den Motorölwechsel der VW-Vertretung Karl Rahn Automobile und das typische blau-weiße "VW-Männchen" zum Aufklappen, das die Werkstatt ins Auto gelegt hat, wenn es zur Abholung bereit war.

Alles in allem ein absolut empfehlenswertes Buch für jeden Käfer-Liebhaber.

Sollte Ihnen die Rezension gefallen und Ihre Neugierde geweckt haben, können Sie dieses Buch hier gleich kaufen. (mdr)

Reprints (Auszüge):

VW Käfer - Mythos auf vier Rädern VW Käfer - Mythos auf vier Rädern

VW Käfer - Mythos auf vier Rädern VW Käfer - Mythos auf vier Rädern

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