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Borgward - Das Kompendium

Borgward
Das Kompendium

Borgward:– ein Mann, ein Konzern, drei Marken! Vor allem aber ein Mythos, der auch heute noch, mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang des Automobilimperiums, nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Die Geschichte der Firma Borgward ist so sagenumwoben wie die ihres streitbaren Gründers.

Der Autor und Journalist Ulf Kaack erzählt in seinem umfassenden Kompendium »Borgward« die bemerkenswerte Geschichte des Bremer Konzerns, seiner Marken und Projekte, und zeichnet dabei gleichzeitig ein differenziertes Porträt von Carl F.W.Borgward, dem begnadeten Konstrukteur, innovativen Techniker und autoritären Unternehmer.

Er spannt den Bogen vom Aufbau des Konzerns ab 1919 und dessen Rolle als Hersteller von Rüstungsgütern im Zweiten Weltkrieg, über den steilen Aufstieg in den 1930ern und bis hin zum spektakulären Konkurs 1961. Je ein Kapitel widmet sich den Marken Borgward, Goliath und Llyod und sämtlichen ihrer Modelle. Ausführlich wird dabei auch der Traumwagen der 1950er Jahre vorgestellt: Die elegante, schlanke Hanseatin Isabella. Neben dieser Typenkunde erzählt Kaack zahlreiche spannende und bisher wenig bekannte Details der Firmengeschichte, präsentiert Prototypen und berichtet von Ideen wie dem Schwimmwagen- oder dem Hubschrauber-Projekt.

Illustriert wird das exklusive Kompendium von etwa 200 aussagekräftigen, historischen Aufnahmen. Diese stammen zum Teil aus den Archiven ehemaliger Werksfotografen und vermitteln einen lebhaften Eindruck davon, warum die Automobile aus dem Hause Borgward damals wie heute eine solche Faszination ausstrahlen.

Buchinformationen:

Kommentar:

Viel wurde über Borgward bereits geschrieben. Jenem Unternehmen, das so hoch flog und tief fiel. Bis heute sind sich Kenner der Materie sicher, hätte Borgward nicht sterben müssen. Weder die Firma, noch der Namensgeber.

Doch der Konkurs und die daraus folgende unglaubliche 100%-ige Gläubigerbefriedigung sind der Stoff, aus dem sich der Mythos "Borgward" speist, siind die Ursachen für immer wiederkehrende journalistische Aufarbeitung. Angesichts der wirtschaftspolitischen Brisanz des Falls und der beinahe kriminalistischen Betrachtung geraten die Produkte dieses unbestritten hochtalentierten Automobilkonstrukteurs gerne in den Hintergrund.

Ulf Kaack versucht sich an einer Balance dieser beiden Spannungsfelder. Er beleuchtet die Biographie der Firma sowohl vom wirtschaftspolitischen als auch vom automobilistischen Standpunkt aus. Stoff dafür gäben die drei Marken Lloyd, Goliath und Borgward reichlich her. Allerdings beschränkt sich der Autor, der Untertitel verrät es, auf einen Abriß seiner Ausführungen und das wiederum macht das Buch vor allen Dingen für Borgward-Einsteiger interessant, denn Kaack spannt einen weiten Bogen in seinem Werk. Absolute Borgward-Fans, die über jeden Schritt ihres Idols Bescheid wissen und alle Daten und Fakten der bremischen Produkte auswendig kennen, werden Informationen vermissen. Detailtiefe ist jedoch nicht die erklärte Absicht Kaacks gewesen. Er wollte vielmehr ein vielschichtiges Bild des Unternehmers und des Unternehmens zeichnen. Einen Überblick geben über die Aktivitäten aus Bremen-Seebaldsbrück.

Selbstverständlich kommen hierbei die Klassiker Borgwards zu Ehren. In einer Art Typenkompaß stellt Ulf Kaack alle Produkte vom Blitzkarren bis zur Isabella vor. Die Isabella als Aushängeschild der Marke, bekommt im Buch selbstredend ausreichend Raum zugestanden. Kreuzbrave Familienlimousinen, sinnliche Coupés, niedliche Kleinwagen und arbeitsame Nutzfahrzeuge waren das Metier der Bremer. Für alle Modelle findet der Autor ein paar erklärende Worte. Leider fehlen beim ein oder anderen Modell die dazugehörigen Bilder. So bekommt der Leser beispielsweise keine Vorstellung vom Goliath Pionier, dem Isabella Cabrio oder dem Isabella Pick-Up. Auch ein Foto des im Buch erwähnten Hansa-Lloyd Europa IV hätte die visuelle Neugierde befriedigt.

Lesenswert sind die Abrisse über die Motorsportgeschichte Borgwards, genauer gesagt von Lloyd und Goliath. Ausreichend bebildert vermittelt der Text interessante Einzelheiten zu den Rekordfahrten.

Erfreulich, daß sich der Autor auch der Rolle Borgwards im Zweiten Weltkrieg annimmt. Nach dem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft, blieb ihm eine hohe Haftstraße erspart. Trotzdem ist es wichtig und richtig auch die Zeit zwischen 1933 und 1945 zumindest ansatzweise aufzuarbeiten.

Das Panzer-, das Hubschrauber- und das Traktorprojekt sind Felder, die auf den ersten Blick im Schatten ihrer PKW-Brüder standen, doch Kaack schildert ausführlich die Reife dieser Vorhaben und erläutert die Gründe für deren letztendliches Scheitern. Ein Firmenkapitel, das nicht allen Lesern geläufig sein dürfte. Genau wie die Produktion von Borgward-Fahrzeugen nach dem Konkurs in Mexiko oder im Taunus.

Persönliche Erfahrungsberichte von Zeitzeugen, Enthusiasten der Marke und Bilder außergewöhnlicher und seltener Borgward-Fahrzeuge runden ein Buch ab, welches für einen "Abriß" trotzdem erstaunlich umfangreich geworden ist. (mdr)