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Ferry Porsche - Mein Leben

Ferry Porsche
Mein Leben

Ferry Porsche ist der Schöpfer des Porsche 356 und der Renn-Spyder der 50er-Jahre. Außerdem entwickelte er das Lastenheft für den legendären 911 und machte Porsche zur größten Sportwagenfabrik der Welt. Aufgezeichnet von dem Journalisten Günther Molter, nimmt die Autobiographie eine besondere Stellung in der Porsche-Literatur ein: Was Ferry Porsche hier erzählt, wird selbst intime Kenner der Porsche-Historie noch überraschen.

Das lange vergriffene Buch ist mehr als ein Rückblick auf sein Leben. Es ist sein Vermächtnis. Zum 50-jährigen Jubiläum des 911 im Jahr 2013 erscheint es in neuer Aufmachung.

Buchinformationen:

  • Ferry Porsche, Günther Molter
  • Ferry Porsche - Mein Leben
  • 356 Seiten, 297 s/w-Bilder, 156 Farbbilder
  • 240 x 310 mm, gebunden
  • Motorbuch-Verlag
  • € 39.90, sFr 55.90
  • ISBN 978-3-613-03501-0

Kommentar:

Ferry Porsche ist mehr als "nur" der Sohn eines berühmten Vaters. Dies bewies er bereits vor der Gründung seiner Automobilfabrik, die es nach dem Krieg zu verdienter Blüte brachte. Vor dem Zweiten Weltkrieg nämlich war er es, den der Vater mit der Entwicklung des Volkswagens betraut hatte, denn der Sprößling hatte offenbar die technische Begabung des Papas geerbt. Am Ende des Lebensweges steht eine glänzend geführte und weltweit allerorten respektierte Automobilmarke als Vermächtnis in den Annalen des Unternehmens.

Ferry Porsche, der mit Unterstützung des ehemaligen Daimler-Benz Pressechefs und Buchautors Günther Molter seine Lebensgeschichte niederschrieb, tat das, um aus dem Schatten seines Vaters, Ferdinand Porsche, herauszutreten. Tatsächlich, oder auch trotzdem, räumt diese ausschließlich in der ersten Person singular geschriebene Biographie dem berühmten Vater ausreichend Raum ein. Ferry Porsches Lebensweg war bis zum Tode des Vaters untrennbar mit selbigem verbunden.

Ferry Porsche erzählt unglaublich viel über die Anfänge des Konstruktionsbüros und die spätere Entwicklung seiner eigenen Firma. Der Volkswagen, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, der erste eigene Wagen in Gestalt des Typs 356 und natürlich der Bestseller schlechthin, der Porsche 911, sind die drei Säulen der Biographie. Kunststück, denn diese drei Fahrzeuge haben das Gesicht der Firma geprägt wie kaum ein anderes Automobil eine Marke je zuvor, sieht man einmal vom Ford T ab.

Leider ging dabei ein wenig die Privatperson Ferry Porsche unter. Was für ein Mensch war er abseits des Automobilbetriebs? Wie sah sein Privatleben aus? Diese Fragen beantwortet der Autor leider nur unzureichend. Dafür liefert Ferry Porsche ausreichend Anekdoten rund um die Planung des Volkswagens und seiner Arbeit im Konstruktionsbüro, das sich während der ersten Kriegsjahre ständig vergrößert. Die Belegschaft verdoppelte sich zwischen 1939 und 1944 auf rund 600 Mtarbeiter. Darunter auch Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern. Es ist ein löblicher Ansatz, diesen Umstand zu erwähnen, doch läßt Porsche leider weiteren Tiefgang vermissen, als handle es sich bei diesem Thema um eine Randnotiz. Überhaupt erweckt Porsche beim Lesen den Eindruck, als diene die ganze Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Regime, immerhin hat Ferry Porsche dem Führer persönlich den Volkswagen vorgestellt und ihn darin chauffiert, nur einem Zweck: einfach nur konstruieren zu dürfen. Der Leser muß dabei selbst entscheiden, ob er ihm das abnehmen möchte. Schließlich hat das Konstruktionsbüro für die Machthaber fleißig Kriegsgerät in Form von Panzern entworfen, das Ferry Porsche mit der Herausforderung der Aufgabe in technischer Hinsicht entschuldigt. Mit Begeisterung habe das nichts zu tun gehabt. Der Autor legt dabei eine erstaunliche Offenheit in der Beziehung zwischen Porsche und dem Regime an den Tag, das nicht auf Naivität fußt, sondern immer wieder den Versuch startet, die Arbeit für die einstigen Machthaber zu legitimieren.

Das Buch bietet aber deutlich mehr als die Zeit zwischen 1933 und 1945, wenngleich in der Entwicklung des Volkswagens wieder einmal in einer Porsche-Publikation die weiteren geistigen Väter des Volkswagens unerwähnt bleiben. Dies scheint Tradition zu sein, obwohl man mittlerweile weiß, daß auch Béla Barenyi oder Josef Ganz ihren Anteil am Volkswagen hatten, aufgrund ihrer Herkunft jedoch nie die Chance bekamen, sich konstruktiv einzubringen. Immerhin erinnert sich Ferry Porsche, wenn auch nur mit einem Satz, an den Rennfahrer und ehemaligen Mitarbeiter Adolf Rosenberger, der nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Deutschland verlassen mußte.

Sehenswert sind die Bilder der Prototypen für Volkswagen, die als Käfer-Nachfolger vorgesehen waren. Überhaupt glänzt das Buch mit dem ein oder anderen optischen Schmankerl wie die Konstruktionszeichnung einer Hinterradaufhängung. Der Rest ist irgendwie Geschichte, eingeleitet durch Ferrys legendären Spruch: "Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloß ich, ihn mir selbst zu bauen." Als Basis hierzu diente der, obwohl nie ein Rennen gefahren, zur Legende gewordene "Berlin-Rom-Wagen" aus dem Jahre 1939 und nach dem 356er kam der 911er. Wie die junge Firma Porsche dies umsetzte, kann man aus dieser lesenswerten Biographie erfahren, in welcher der Autor auf den letzten Seiten herrlich unkompliziert, ein wenig unbeholfen und mit der Brille des Automobilfabrikanten den mahnenden Zeigefinger in Richtung Politik erhebt, das Automobil doch bitte nicht generell zu verteufeln, ihm keine Steine in den Weg zu legen und ihm auch ihn Zukunft weiterhin den ihm gebührenden Raum in der Gesellschaft zu gewährleisten. (mdr)

   
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